
Behandlungs- und Schulungsprogramm für Konventionelle Insulintherapie
Viele ambulant betreute Diabetes-Patienten werden mittels konventioneller Insulintherapie behandelt. Das vorliegende Programm dient zur Initiierung oder Optimierung dieser Therapieform und ist damit Voraussetzung einer erfolgreichen Langzeitbetreuung.
Struktur und Inhalte
Das Programm umfasst fünf Unterrichtseinheiten (Doppelstunden) in Kleingruppen von bis zu acht Patienten. Die erste und zweite Unterrichtseinheit sollen an aufeinander folgenden Tagen stattfinden, die übrigen im Wochenabstand, so dass das gesamte Curriculum in vier Wochen absolviert wird. Dabei werden folgende Schwerpunkte interaktiv erarbeitet:
- Insulin und Injektionstechnik
- Blutzucker-Selbstmessung, Hypoglykämie / Unterzuckerung
- Diätetik bei konventioneller Insulintherapie
- Körperliche Bewegung, Kontrolluntersuchungen
- Diabetische Neuropathie, Fußpflege bei Diabetes, Adaption der Insulindosis
Der größte Teil des Patientenunterrichts lässt sich nach entsprechender Fortbildung von der Schulungskraft durchführen.
Das strukturierte Programm ist vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) zertifiziert und für den Einsatz in Disease-Management-Programmen (DMP) zugelassen, auch für die Durchführung als Videoschulung.
Entwicklung
Viele Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 werden in Deutschland mit konventioneller Insulintherapie behandelt. Für diese Zielgruppe wurde das strukturierte Therapie- und Schulungsprogramm für Typ-2-Diabetes-Patienten mit Insulintherapie von der Arbeitsgruppe Prof. Michael Berger, Düsseldorf, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe des Krankenhauses München-Schwabing (Prof. Standl) entwickelt. Regelmäßig werden die Inhalte des Programms in Neuauflagen den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst.
Evaluation
Von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Arbeitsgruppe Prof. U.A. Müller, wurde eine Studie durchgeführt, die ambulant nach diesem Programm in entsprechend fortgebildeten Arztpraxen geschulte Patienten mit stationär in der Universitätsklinik Jena geschulten Patienten verglich. Die Ergebnisse der ambulant geschulten Typ-2-Diabetes-Patienten waren denen der stationär geschulten gleichwertig. Die Einführung dieses Programms wurde evaluiert, indem Daten der geschulten Patienten in den Praxen erhoben wurden. Eine Kontrollgruppe wurde in dieser Erhebung nicht einbezogen, da man Patienten eine Leistung der Regelversorgung nicht vorenthalten kann.
Referenzen
Mueller U A, Mueller R, Starrach A, Hunger-Dathe W, Schiel R. Joergens V, Gruesser M. Should insulin therapy in type 2 diabetic patients be started on an out- or inpatient basis? Results of a prospective controlled trial using the same treatment and teaching program in ambulatory care and a university hospital. Diabetes & Metabolism 1998; 24: 251-255
Gruesser M, Hartmann P, Schlottmann N, Joergens V. Structured treatment and teaching program for type 2 diabetic patients on conventional insulin treatment: evaluation of reimbursement policy. Patient Educ Couns. 1996; 29(1):123-30.
Kuniss N, Müller UA, Kloos C, Müller R, Starrach G, Jörgens V, Kramer G (2018) Substantial improvement in HbA1c following a treatment and teaching programme for people with type 2 diabetes on conventional insulin therapy in an in- and outpatient setting. Acta diabetologica 55:131-137
Abrechnung
Erstmals wurde 1993 im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg die Abrechnung des Programms für Typ-2-Diabetes-Patienten zur Einleitung oder Optimierung der konventionellen Insulintherapie eingeführt. Schulung bei Insulintherapie wurde weltweit erstmals vergütet. Inzwischen haben die Kassenärztlichen Vereinigungen mit verschiedenen Kostenträgern Vereinbarungen über die Vergütung dieses Programms abgeschlossen.
Voraussetzung zur Abrechnung ist der Erwerb eines Zertifikat für die Genehmigung zur Durchführung und Abrechnung dieses Schulungsprogramms durch Ihre Kassenärztliche Vereinigung. Pro Praxis benötigen eine Ärztin bzw. ein Arzt und eine Person des medizinischen Fachpersonals ein solches Zertifikat.
Im DMP erfolgt die Abrechnung auf Grundlage der entsprechenden regionalen Vereinbarungen zwischen Kostenträgern und Kassenärztlichen Vereinigungen, den sog. DMP-Verträgen.

